Bericht zur Jahreshauptversammlung am 31. Juli 2019 der Freunde historischer Technik Freudenberg e. V.
Liebe Mitglieder,
Die letzte Jahreshauptversammlung am 23. März 2018 stand ganz im Zeichen der Gestaltung neuer Vorstandsstrukturen für unseren Verein. Ziel war es, eine neue Satzung zu entwickeln, die einen gleichberechtigten Vorstand vorsieht. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 21. März 2019 haben wir diese Satzung einstimmig verabschiedet. Sie wurde inzwischen vom Registergericht in Siegen genehmigt. Wir werden nun am 31. Juli 2019 den Vorstand nach dieser aktuellen Satzung wählen. Der neue Vorstand wird zügig nach seiner Wahl in einem Rundbrief die nach der Satzung vorgesehene Geschäftsordnung des neuen Vorstandes allen Mitgliedern zukommen lassen. Sie beschreibt die Aufgabenverteilung innerhalb des Vorstandes und die Benennung der Vertreter der Arbeitsbereiche.
Ein Bericht zur Jahreshauptversammlung kann immer nur wichtige Ereignisse und Entwicklungen aufgreifen. Wir bitten um Nachsicht.
Eine lebhafte Saison 2018
Die Saison 2018 stand ganz im Zeichen der großen Ausstellung zur Augsburger Puppenkiste. Den ganzen Winter über hatten wir Teile für die Ausstellung gebaut, vor allem die wunderschöne Lokomotive Emma, die heute noch auf der Kindereisenbahn des Museums ihre Runden dreht. Diese Ausstellung war ein sehr großer Erfolg, nicht zuletzt auch durch den Roboter der Firma KUKA, der eine Puppe der Augsburger Puppenkiste an Fäden über einen Rundweg führte. Ein faszinierender Einsatz eines Industrieroboters, der seine Wirkung auf die Besucher nicht verfehlte. Wir bedanken uns noch einmal ganz herzlich bei der Niederlassung Siegen der Firma KUKA, die uns diese Möglichkeit bot.
Tagen an besonderen Orten
Noch zu wenig ist die Möglichkeit in der Öffentlichkeit bekannt, Tagungen und Seminare im Technikmuseum durchführen zu können. „Die besondere Atmosphäre des Hauses begeistert immer wieder“, so ein Veranstalter. „In diesem Ambiente fühlen wir uns wohl. Da kommt echt was rüber“. Neben verschiedenen Tagesveranstaltungen ist besonders die Veranstaltung der Firma Harburg Freudenberger zu erwähnen, die an zwei Tagen das gesamte Museum für eine große internationale Tagung nutzte. Für die Teilnehmer ein einmaliges Erlebnis und für das Museum eine besondere logistische Herausforderung
Aber auch Kabarettabende, kleine Konzerte, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Kulturflecken Silberstern finden bei uns statt.
Inzwischen haben wir einige jährlich wiederkehrende Veranstaltungen, wie z.B. das Modelltrucktreffen, das Oldtimer – Motorrad-Treffen, das Schmiedefest die Modellbahnschau oder die Weihnachtswerkstatt – um nur einige zu nennen – die sich fest etabliert haben.
Ein besonderes Erlebnis waren der Abend zum 10-jährigen Bestehen des Gospelchores und die Nacht der alten Technik mit Stummfilm Live-Musik, beide Veranstaltungen fanden in der großen Halle statt. Und last not least seien die Ford-A-Treffen 2018 und 2019 zu erwähnen.
Sponsoren und Spender
Einmal im Jahr laden wir unsere Sponsoren ein. Mit einer Präsentation zu der Entwicklung des Museums leiten wir einem gemütlichen Abend ein. Neben unseren Sponsoren haben wir Gönner, die uns einmalig oder regelmäßig mit einer namhaften Spende unterstützen. Auch sie haben wir zu einem rustikalen Imbiss eingeladen. Es wurde ein langer Abend.
Eine Großspende möchten wir besonders erwähnen: einen voll funktionsfähigen Elektrostapler, den uns die Firme IBF aus Freudenberg gespendet hat.
Allen Spendern und Sponsoren sei an dieser Stelle herzlich gedankt!
Wir pflegen Industriekultur
Im Sommer des vergangenen Jahres besuchte uns eine Arbeitsgruppe des Vereins Wasser Eisen Land unter der Leitung der Kreisdirektorin des märkischen Kreises, Frau Dienstel-Kümper. Thema war die Bedeutung der Industriekultur für den südwestfälischen Raum.
Mit diesem Thema beschäftigte sich auch der Kreiskulturausschuss, der vor einigen Wochen zu im Rahmen einer Tagung im Technikmuseum zu Gast war. Die Bedeutung der Industriekultur für den Tourismus im Kreis Siegen-Wittgenstein kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Technikmuseum Freudenberg ist ein gelungenes Beispiel, die Geschichte des Siegerländer Maschinenbaus realistisch darzustellen.
Der Herforder läuft
Es war ganz schön kalt in der Maschinenhalle, als ein Team unseres Vereins unter der Leitung von Wolfgang Denker den Herforder Motor Stück für Stück zusammenbaute. Ziel war es, den Motor zum Saisonbeginn 2019 in Betrieb zu nehmen. Dieses Ziel haben wir erreicht! Wenn es auch am Anfang etwas an den Feineinstellungen haperte, ist er inzwischen voll funktionsfähig und wird an Sonntagen dem Publikum vorgeführt.
Nach diesem großen Erfolg wollen wir jetzt den großen Pruvost Motor wieder in Gang setzen. Dieser französische Motor aus den dreißiger Jahren führte zuletzt in unserem Museum ein Schattendasein. Es fehlte einfach an Personen, die sich dieser Technik annehmen wollten. Wir freuen uns, dass Peter Klein aus Mudersbach inzwischen zu uns gestoßen ist und mit seinem großen Wissen über historische Motoren sich zusammen mit Wolfgang Denker um die Maschine kümmert. Im Rahmen dieser Aktivitäten ist auch wieder der Bau einer Feuermaschine in den Vordergrund gerückt. Im Oktober werden wir mit den Planungen beginnen. Zur Information: Die Newcomen Feuermaschine haben wir auf unserer Homepage beschrieben.
Sicherheit im Technikmuseum Freudenberg
Die alten Maschinen und sonstigen historischen Objekte unseres Museums sind nur dann für die Besucher interessant, wenn sie sich bewegen. Nicht umsonst haben wir uns das Motto gegeben: „alles bewegt sich“. Doch damit können auch Gefahren verbunden sein. Daher haben wir uns in der verstärkt und intensiv mit der Sicherheit im Technikmuseum beschäftigt.
Erste Sicherheitsschritte
Schon in der Planungs- und Bauphase des Technikmuseums Freudenberg in den Jahren 1998 – 2002 spielten Fragen der Sicherheit für Besucher und Mitarbeiter eine wichtige Rolle. So wurden beispielsweise mehr Fluchttüren in der großen Halle eingebaut, als es die gesetzlichen Vorschriften verlangt hätten. Penibel wurden alle vorgeschriebenen Feuerlöschanlagen installiert. Die Maschinenwerkstatt erhielt von Anfang an ein Geländer, sodass die Besucher auf Distanz zu den Maschinen halten mussten. Hinweisschilder, die auf Gefahren durch die laufenden Maschinen aufmerksam machten wurden angebracht und besonders gefährdende Antriebsriemen mit einem Schutz versehen.
Da die Baugenehmigung für das Museumsgebäude keine Aussagen zur Maschinensicherheit machte und das damals noch existierende Gewerbeaufsichtsamt sich nicht für zuständig erklärte, weil keine angestellten Beschäftigten die Maschinen vorführen sollten, sondern nur unsere ehrenamtlichen Mitglieder, wandten wir uns an die DEKRA in Siegen. Ein Sicherheitsbeauftragter dieses Unternehmens gab uns Hinweise, die Besucher und Maschinisten vor herabfallenden Antriebsriemen zu schützen.
Ergänzend baten wir die Provinzialversicherung, uns im Rahmen der Haftpflichtversicherung zu beraten. Dies geschah durch einen Experten der Provinzial-Zentrale in Münster, der uns ergänzende Hinweise gab. Alle Hinweise der Sachverständigen wurden umgesetzt.
Im Laufe der Jahre wurde die Maschinenwerkstatt vergrößert und damit auch der Riemenschutz und das Geländer erweitert.
Weiterentwicklung der Sicherheit im Museum
Anlässlich der Erweiterung des Museums in den Jahren 2014/15 wurde ein umfassendes Brandschutzgutachten nicht nur für den Anbau, sondern für das gesamte Museum als Einheit erstellt, das Grundlage einer Neuplanung der Fluchtwege, der Rauchmeldeanlage und der Feuerlöscheinrichtungen war.
Die Maschinen werden seit Bestehen des Museums nur von eingewiesenen Kräften bedient, Besucher müssen nach wie vor außerhalb des Gefahrenbereiches bleiben. Durch Schilder an dem Werkstattgeländer, Handzettel, die den Besuchern an der Kasse mitgegeben werden, sowie Durchsagen werden die Besucher angehalten, auf ihre Kinder zu achten und zu den laufenden Maschinen Abstand zu halten.
Die Schmiede wurde im Verlauf der ersten Jahre seit Bestehen des Museums entwickelt und erweitert. Auch sie wurde mit einem Geländer versehen. Als Schmied arbeiten zu Vorführungen nur erfahrene Berufs- und Hobbyschmiede.
Als im Jahr 2018 Mechatroniker – Auszubildende im Rahmen eines Projektes der Universität Siegen im Umgang mit den historischen Maschinen Erfahrungen sammeln sollten, stellte sich die Frage der Maschinensicherheit für uns neu. In Gesprächen mit anderen Technikmuseen und einem Besuch im Textilmuseum Bocholt haben sich Mitglieder des Vorstandes intensiv mit der Materie beschäftigt. Der Besuch des zuständigen Vertreters der gesetzlichen Unfallversicherung in unserem Museum hat uns weitere wichtige Hinweise gegeben. Unser Vorstandsmitglied Dr. Bernd Steffes hat evtl. Gefährdungen im Museumsgebäude und dem Außengelände zusammengetragen. Ein kleiner Arbeitskreis hat begonnen, sie zu bewerten und nach Dringlichkeitsstufen einzuteilen. Wenn diese Arbeit abgeschlossen ist, bildet sie die Grundlage für eine Gefährdungsanalyse durch den Vorstand.
Der Vorstand hat schon erste Schritte vollzogen. Es wurden Gefahren im Außenbereich beseitigt und der Schutz in der Schmiede und der Maschinenwerkstatt verbessert. Wir machen mit vielen neuen Hinweisen im gesamten Museum und im Außengelände die Besucher auf Gefährdungen aufmerksam und erinnern sie an ihre persönliche Haftung, wenn sie die Sicherheitshinweise nicht beachten.
Zur Vertiefung in die Materie haben Norbert Geßner und Dr. Bernd Steffes in der vergangenen Woche an einem dreitägigen Seminar der Berufsgenossenschaft an der Akademie für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in Mainz teilgenommen.
Die Schwierigkeit bei der Bewertung und Durchführung von Sicherheitsmaßnahmen für die historischen Maschinen besteht darin, die ursprüngliche Funktion dieser Objekte – die z.T. 120 Jahre alt sind – unter heute geltenden Sicherheitsvorschriften zu erhalten und vorzuführen.
Dank an alle Helfer und Unterstützer!
Es gäbe noch sehr viel zu berichten: Über den Spinnkreis, die fleißigen Damen an den Webstühlen, die Eisenbahner, Gudrun Denkers Tätigkeit im außerschulischen Lernort, das unermüdliche Kassen- und besonders zu erwähnendem Küchenpersonal. Jeden Sonntag und zu unseren Sonderveranstaltungen sorgen die Frauen und Männer der Küche für Speis und Trank. Ein wichtiger Bestandteil des Erfolges unseres Museums.
Wir hören sehr viel Lob von den Besuchern über das Engagement unserer Mitglieder und sonstigen Helfer: „Man spürt, Ihr macht das mit Herzblut. Und das bringt eine besondere Atmosphäre“, sagte noch am vergangenen Sonntag ein Besucher aus dem Ruhrgebiet. Und das hören wir oft. Es hilft uns über den ein oder anderen „Durchhänger“ hinweg, wenn ein Sonntag einfach nicht zu Ende gehen will und man sich schon mal zu Hause auf die Couch setzen möchte. Aber der Erfolg spornt uns an.
Wir freuen uns über jeden, der helfen möchte.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand