Pruvost – Motor

Ein Französischer Pruvost – Motor im Technikmuseum Freudenberg

„Das war für eine Entscheidung durch den Vorstand eine Nummer zu groß. Daher freuen wir uns, dass die Mitgliederversammlung dem Vorschlag des Vorstandes zugestimmt hat, den Motor in Luxemburg zu kaufen, „freute sich der Vorstand der Freunde historischer Fahrzeuge Freudenberg, heute Freunde historischer Technik, im Jahr 2006. Doch, worauf hatte sich der Verein da nur eingelassen?

Josef Mutsch, vom Lanz – Team Marnach, einem kleinen Städtchen im Norden Luxemburgs, hatte den Motor im Mai 1993 in Houthulst (Belgien) auf einem Schrottplatz entdeckt. Er war 1931 bei der Firma PRUVOST in Lille (Frankreich) gebaut worden und kam 1934 in einer Futtermittelfabrik im französischen Be´thune zum Einsatz. Fest auf einem Betonsockel montiert, trieb er eine Transmission einen Strom – Generator an. In den 50 er Jahren wurde er ausgemustert, blieb aber bis zur Verschrottung 1993 dort stehen.

Von Oktober 1993 bis Mai 1994 restaurierte das Team den Motor und baute ihn auf ein Fahrgestell. Am 2. Mai 1994 lief der Motor wieder zum ersten Mal. Die Tochter von Josef Mutsch erinnert sich noch an jene Zeit:“ Mein Vater war wie besessen. Er kam praktisch nicht mehr aus der Werkstatt. Nach Feierabend verschwand er, Haus und Hof verkamen. Aber nur so konnte er seine kühne Konstruktion in relativ kurzer Zeit zu verwirklichen.“

Viel Freude hatte Josef Mutsch nicht mehr an seinem Motor. Nur einige Oldtimertreffen konnte er besuchen, dann raffte ihn eine heimtückische Krankheit dahin. Mehr als 10 Jahre fristete der Motor in einem Schuppen sein Dasein, bis ihn seine Tochter an das Technikmuseum Freudenberg veräußerte.

Mit einem Zylinder von 39 Liter Hubraum und dem 2 Meter hohen Schwungrad sieht er eher wie eine Dampfmaschine aus. Sein Drehzahlbereich liegt zwischen 75 und 250 Umdrehungen pro Minute, er erbringt eine Leistung von bis zu 100 PS. Da der Motor mit Luft gestartet wird, baute Mutsch einen O&K – Baustellenkompressor auf das Fahrgestell. Doch der bringt nur 6,5 bar Druck. Das reicht dem 6 Tonnen schweren Motor nicht, er braucht schon mindestens seine 10 – 15 bar. Daher musste eine Alternative gefunden werden.

Technische Daten:

Bauart: Liegender Einzylinder, 4-Takt Mitteldruckmotor, Kaltstarter, Zentralumlaufschmierung, Drehzahlregler, Luftdruckstarter
Zylinderbohrung: 290 mm
Hubrauminhalt: 38.900 ccm
Normale Drehzahl: 250 /min
Untere Leerlaufdrehzahl: 75 /min
Kühlwasserinhalt: 400 Liter
Brennstoff: Schweröl
Leergewicht: 5.900 kg
Schwungraddurchmesser: 2.050 mm
Leistung auf der Riemenscheibe: ca. 100 PS

Unter der Leitung von Gerhard Bender haben Mitglieder des Vereins und einige ABM-Kräfte technisch notwendige Verbesserungen an dem Motor vorgenommen. So musste der nicht fachgerechte Luftkessel durch einen neuen Kessel ersetzt werden.

Der alte Luftkessel wurde zum Reservoir für das Kühlwasser. Auch wurden einige Leitungen erneuert.

Auf dem großen Standmotortreffen im Technikmuseum Freudenberg am 11. und 12. August 2007 war der Motor erstmals im Einsatz zu sehen sein.

Leider ist es dem Verein bisher nicht gelungen, etwas über die Firma PRUVOST zu erfahren. Wer kann weiterhelfen?