Dampfmaschine

Die Rettung der letzten Freudenberger Dampfmaschine

Die Erhaltung und Restaurierung der Dampfmaschine der Leimfabrik Otto Nöll im Technikmuseum Freudenberg ist dem nachhaltigen Engagement einiger Freudenberger Bürger zu verdanken. Der nachfolgende Artikel beschreibt diesen 30jährigen, mühsamen Weg vom rostenden Wrack zur strahlenden Maschine. Dampfmaschinen haben die Menschen schon immer fasziniert. Ist es das Fauchen? Oder das Risiko, das auch der Laie kennt, wenn der Wasserkessel kochend den Deckel abwirft? Wir können heute kaum noch die Bedeutung der Dampfmaschine für die industrielle Entwicklung nachvollziehen, doch sollten wir uns erinnern, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts jede größere Leim-, Leder- und Filzfabrik in Freudenberg eine Dampfmaschine zum Antrieb der Arbeitsmaschinen besaß. In der Leim- und Filzindustrie arbeitete die Dampfmaschine besonders wirtschaftlich, weil der Abdampf zusätzlich für die Produktion genutzt werden konnte. Als erster Freudenberger nutzte der Leimfabrikant Louis Wilhelm Siebel in seiner Fabrik (heutiger Bereich „Lohmühle“) in den 1880er Jahren die Dampfkraft. Eine Expertise der Königlich Preußischen Eisenbahn in Elberfeld zum Bau einer Eisenbahn von Freudenberg nach Rothemühle erwähnte etwa 20 Dampfmaschinen in Freudenberg. Bis in die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts waren noch verschiedene Dampfmaschinen in Freudenberger Leim- und Filzfabriken in Betrieb. Doch alle Maschinen – bis auf die Dampfmaschine der Leimfabrik Otto Nöll – wurden nach der Stilllegung der Betriebe verschrottet. In den 1970er Jahren besann man sich immer mehr auf die Erhaltung der Dampfmaschinen, Dampfhämmer und anderer historischer Maschinen als ein wichtiges technisches Kulturgut. So entstand der Begriff des beweglichen technischen Denkmals. In dieser Phase wurde mit Beendigung der Leimproduktion in der Hautleimfabrik Otto Nöll am 31. März 1972 die letzte Dampfmaschine in Freudenberg stillgelegt.

Die Maschine Nr. 817 wurde im Jahr 1904 von der Firma Möller aus Brackwede i. Westfalen gebaut. Sie erzielte 110 Umdrehungen und mit 9 atü Dampfeintrittsspannung 70-90 PS Dauerleistung, maximal vorübergehend 100 PS. Die Maschine hat einen liegenden Zylinder mit einem Durchmesser von 325 mm und einem Kolbenhub von 630 mm. Das Schwungrad hat einen Durchmesser von 3,20 Meter, das Gewicht der Dampfmaschine beträgt etwa 11 t. Die Maschine hat eine Proell-Schwabe-Steuerung (Siehe auch die Ausführungen über Regler und Steuerungen). Bei dem 1890 von R. Proell patentierten Achsenregler der Proell-Schwabe-Steuerung verdrehen die im Reglergehäuse pendelnden Schwunggewichte die auf die Einlassventile wirkenden Drehzahlexzenter. Diese sind beweglich um die fest auf der Steuerwelle sitzenden Grundexzenter angeordnet. Die Verstellung der Drehexzenter durch den Achsenregler bewirkt je nach Leistungsbedarf das frühere oder spätere Schließen der Einlassventile, um die Dampfzufuhr zu erhöhen oder zu verringern.

Gottfried Münker, von 1965 bis zur Stillegung der Fabrik im Jahr 1972 Maschinist an der Dampfmaschine, schildert den Arbeitsalltag:

Wir arbeiteten in drei Schichten rund um die Uhr. In dieser Zeit lief die Dampfmaschine Tag und Nacht. Nur von Samstagmittag bis Sonntagabend stand sie still, weil in dieser Zeit nicht gearbeitet wurde. Wenn ich Sonntagabend in die Fabrik kam, musste zuerst das Schweröl, mit dem der sechs Meter lange Dampfkessel befeuert wurde, elektrisch aufgewärmt werden. Hatte nach Einschalten des Brenners der Kessel seinen Betriebsdruck erreicht, drehte ich mit der ´Wippe´, einem langen Hebel, der in den Zahnkranz an dem großen Schwungrad greift dieses so lange, bis die beiden Dampfeinlassventile oben auf dem Zylinder geschlossen waren. (Zur Erklärung: Mit der Hebelkraft der Wippe ließ sich die Dampfmaschine einschließlich der gesamten Transmission Zentimeter für Zentimeter von Hand bewegen !!) Nun drehte ich das Handrad am Ventil für die Dampfzufuhr langsam auf und gab dem Schwungrad mit der Wippe einen Ruck. Langsam lief die Maschine an.

Zwei- bis dreimal am Tag musste ich die Tropföler füllen. Diese kleinen gläsernen Ölbehälter Sie gaben ständig während des Betriebes der Maschine in kleinen Tropfen Öl auf die beweglichen Teile der Maschine. Die Dampfmaschine lief so zuverlässig, dass es während meiner Zeit zu keinen großen Störungen kam. Die Zuverlässigkeit der Maschine verführte dazu, dass ich mich manchmal vom Maschinenhaus entfernte und andere Arbeiten erledigte. Einmal suchte mich der zuständige Ingenieur vom TÜV. Da bekam ich einen Rüffel. Gefährlich konnte es eigentlich nur dann werden, wenn sich im Zylinder Wasser bildete. Da ist einem anderen Maschinisten einmal der hintere Zylinderdeckel weggeflogen.“

Eine fast 30jährige „Leidensgeschichte“ beginnt

Niemand hat nach der Stilllegung der Leimfabrik Otto Nöll konkrete Vorstellungen über die Zukunft der Dampfmaschine. Die Stadt Freudenberg wird zwar durch Vertrag vom 18.12.1973 und nach Umschreibung des Geländes am 25.01.1974 Eigentümer der Maschine – die Gebäude waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgerissen –, doch auch sie hat kein Konzept, was mit der Maschine geschehen soll.

Der Heimat- und Verschönerungsverein macht am 09.01.1975 den Vorschlag, die Maschine entweder am Kuhlenberg in einer alten Scheune unterzubringen oder sie unter freiem Himmel an der Sparkasse oder am Marktplatz aufzustellen. Am 15.08.1975 schlägt er vor, die Maschine an der Olper Straße zu belassen.

Der Fremdenverkehrsausschuss berät am 11.12.1975 und 08.03.1976 über den späteren Standort der Maschine und beschließt, diese sie in der damals dort vorgesehenen Grünzone zu belassen.

Die Maschine verrostet in der Folgezeit unter freiem Himmel immer mehr, so das die Rats-Fraktionen von SPD und FDP am 16.06.1977 beantragen, die Maschine auf dem Bauhof am Kuhlenberg sicherzustellen und die Stahlteile – soweit notwendig – mit Rostschutz zu versehen. In dieser Phase erfolgte die Gründung des Förderkreises zur Erhaltung der Dampfmaschine in Freudenberg e. V. und die Errichtung der Schutzhütte.

Förderkreis zur Erhaltung der Dampfmaschine konstituiert sich

Am 24.09.1977 treffen sich Vertreter der Stadtverwaltung und einige Freudenberger Bürger mit Bürgermeister Hermann Vomhof vor Ort an der Dampfmaschine, um konkrete Vorstellungen über die Zukunft der Maschine zu diskutieren. Es schälen sich folgende Vorschläge heraus:

  • Keine Verlagerung der Maschine, sondern Integration in die im Bebauungsplan vorgesehene Grünzone
  • Bau einer Schutzhütte um die Dampfmaschine
  • Bildung eines Förderkreises zur Erhaltung der Dampfmaschine

Am 14.11.1977 findet die Gründungsversammlung des Förderkreises zur Erhaltung der Dampfmaschine in Freudenberg e.V. im „Haus im Walde“ statt. Eingeladen hatte Stadtdirektor Jürgen Sawahn, dem es wie vielen anderen ein persönliches Anliegen ist, die Dampfmaschine zu erhalten. 17 Interessierte folgen der Einladung. Nach eingehender Diskussion sprechen sich die 15 Erschienen Personen für die Gründung des Vereins aus.

Dem vom Stadtdirektor vorgelegten Satzungsentwurf stimmen 14 Anwesende zu. Daraufhin wählen sie folgenden Vorstand:

Vorsitzender: Gottfried Bitterlich,Stellvertreter: Jürgen Sawahn, Schriftführer: Fritz Wolf Stellvertreter: Friedhelm Geldsetzer,Kassierer: Hans Jürgen Klappert, Stellvertreter: Karl Lobmeier, Projektleiter: Adolf Hoffmann

Als Ziel sieht die Satzung in § 2 die Sanierung, Sicherung und Erhaltung der 1904 gebauten und im Eigentum der Stadt Freudenberg stehenden Dampfmaschine der ehemaligen Firma Otto Nöll KG, Leimfabrik Freudenberg, vor.

Zunächst besucht der Vorstand am 11.02.1978 das Freilichtmuseum in Hagen, um sich die dort stehenden Dampfmaschinen anzusehen und die Restaurierung der Freudenberger Maschine mit den Fachleuten dort zu beraten.

Landeskonservator Bönninghausen bestätigt mit Schreiben vom 17.02.1978 auf Anfrage der Stadtverwaltung, die Erhaltung der Dampfmaschine sei sowohl unter technikgeschichtlichen Gesichtspunkten, als auch von der wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklung der Stadt Freudenberg her von erheblichem öffentlichem Interesse.

Der Förderkreis stellt einen Antrag auf Fördermittel durch den Landeskonservator in Münster, der für 1978 einen Betrag in Höhe von 5.000 DM bewilligt. Mit diesen Mitteln errichtet die Stadt Freudenberg eine Schutzhütte um die Maschine, die am 14.06.1978 an den Förderkreis übergeben wird. Am 08.02.1978 spendet die Sparkasse als „Starthilfe“ 500 DM.

Dr. Slotta, der Leiter des Bergbaumuseums in Bochum, besichtigt im Februar 1978 die Maschine. Er hatte die Aufgabe, alle Dampfmaschinen in NRW zu erfassen. Dr.Slotta schreibt am 08.02.1978 an die Stadt, wie wichtig es sei, diese einzylindrige Dampfmaschine zu erhalten, denn einzylindrige Dampfmaschinen (alternativ: mit einem Zylinder) seien wesentlich seltener, als Maschinen mit zwei 2 Zylindern.

In der zweiten Mitgliederversammlung des Förderkreises am 10.04.1978 wird angeregt, einen gläsernen Pavillon um die Dampfmaschine zu errichten. Es wird ein weiterer Antrag am 11.12.1978 auf Förderung an die Sparkasse gestellt. Am 03.01.1979 werden noch einmal 500 DM bewilligt.

In der Mitgliederversammlung am 14.02.1979 wird Ratlosigkeit sichtbar, denn noch immer fehlt ein zukunftweisendes Konzept für die Dampfmaschine und das Personal für die Restaurierungsarbeiten. Der Projektleiter Adolf Hoffmann fällt zudem wegen Krankheit dauerhaft aus.

Am 08.01.1979 erfolgt eine nochmalige Förderung des Landeskonservators aus Mitteln der Denkmalpflegebeihilfe in Höhe von 1.500 DM.

Eine weitere Mitgliederversammlung verläuft ohne richtungweisende Beschlüsse. Gegen Ende des Jahres 1981 legt der Vorsitzende Gottfried Bitterlich sein Amt aus beruflichen Gründen nieder.

Die Zeit verstreicht, ohne das daß etwas an der Dampfmaschine getan wird. Die Stadt Freudenberg hat als Eigentümer keine klaren Vorstellungen über die Zukunft der Maschine, was sich natürlicherweise negativ auf die Aktivitäten des Förderkreises niederschlägt. Es laufen auch inzwischen die Planungen für den Ausbau der Olper Straße so das sodaß man noch nicht weiß, ob die Maschine dort verbleiben kann. Daher bringt auch die Mitgliederversammlung am 28.05.1984 keine neuen Erkenntnisse.

Am 24.06.1987 trägt der stellvertretende Vorsitzende, Stadtdirektor Jürgen Sawahn, Herrn Gerhard Kritzler die Übernahme des Vorsitzes an. Dieser ist dazu bereit und so kommt es vier Tage später zu einem vorbereitenden Gespräch des Vorstandes an der Dampfmaschine.

Der Landeskonservator äußert in einem Schreiben an die Stadt Freudenberg vom 18.07.1988 die Ansicht, es handele sich bei der Nöll`schen Dampfmaschine um ein bewegliches Denkmal im Sinne des § 2 Denkmalschutzgesetz NRW und bittet darum, ein entsprechendes Eintragungsverfahren einzuleiten. Die Eintragung der Maschine in die Denkmalliste der Stadt Freudenberg erfolgt durch Beschluss des Rates am 08.12.1988.

Zuvor hatte die Mitgliederversammlung des Förderkreises am 18.10.1988 einen neuen Vorstand gewählt:

Vorsitzender: Gerhard Kritzler, Stellvertreter: Friedhelm Geldsetzer, Schriftführer: Jürgen Sawahn (Stadt), Stellvertreter: Fritz Wolf, Kassierer: Hans Jürgen Klappert, Stellvertreter: Karl Lobmeier,  Projektleiter: Klaus Steinseifer

Stadtdirektor Sawahn legt in der Versammlung dar, der Ausbau der Olper Straße gehe in absehbarer Zeit zu Ende und teilt mit, die Dampfmaschine könne aus bautechnischer Sicht an ihrem Platz stehen bleiben. Es sei mit dem Arbeitsamt besprochen worden, evtl. eine ABM-Kraft für Arbeiten an der Maschine einzustellen.

Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten der Fa. Maier (Nachfolgefirma der Fa. Möller) vom 28.11.1988 ergibt nach der Besichtigung der Maschine durch einen fachkundigen Meister der Firma Maier, Herrn Ritter, in Anwesenheit von Vertretern der Stadtverwaltung, des Förderkreises und des Landeskonservators einen Restaurierungsbedarf in Höhe von 45.000 DM zuzüglich Mehrwertsteuer. Vor diesem finanziellen Hintergrund beschließt der Fremdenverkehrs- und Kulturausschuss auf Vorschlag der Verwaltung, die Dampfmaschine durch Fachleute wiederherstellen zu lassen und ein museumspädagogisches Konzept zu entwickeln.

 

Ein neuer Abschnitt beginnt

Trotz des Beschlusses des zuständigen Fachausschusses geschieht in den folgenden Monaten nichts. Im Juli 1990 kommt von einer ganz anderen Seite Bewegung in die Sache. Die Interessengemeinschaft Historischer Fahrzeuge Freudenberg, ein loser Zusammenschluss von Liebhabern alter Traktoren und Lastwagen, lädt Bürgermeister Heinrich Hubbert und die Fraktionsvorsitzenden im Freudenberger Rat zu einem Gespräch ein. Die „Schrauber“ haben in einer alten Kistenfabrik gegenüber der Dampfmaschine ihre Fahrzeuge untergestellt und suchen eine neue Bleibe, weil das Gebäude einzustürzen droht. Sie bitten die anwesenden Politiker zu prüfen, ob ihnen die Stadt eine damals auf dem heutigen ALDI-Parkplatz stehende ehemalige Speditionshalle vermieten könne. Im Gegenzug seien sie bereit, die Dampfmaschine nach dort zu holen und zu restaurieren. Letzteres sei mit dem Vorsitzenden des Förderkreises zur Erhaltung der Dampfmaschine, Herrn Kritzler, abgestimmt worden.

Zunächst wird im November 1990 ein Mietvertrag für die Speditionshalle zwischen der Interessengemeinschaft und der Stadt Freudenberg abgeschlossen, verbunden mit der Bitte der Stadt, aus der Interessengemeinschaft einen eingetragenen Verein zu bilden. So werden im Januar 1991 die Freunde historischer Fahrzeuge Freudenberg e. V. gegründet.

Am 12.02.1991 kommt es zu einem für die Zukunft der Dampfmaschine entscheidenden Gespräch zwischen Stadtdirektor Sawahn und dem Vorstand des neuen Vereins. Die Oldtimerfreunde tragen folgende Überlegungen vor:

  • Die Stadt Freudenberg überlässt dem Verein die Speditionshalle unentgeltlich zusammen mit dem umliegenden Areal.
  • Die Freunde historischer Fahrzeuge Freudenberg e. V. beteiligen sich an der Verlagerung der Dampfmaschine zu der Speditionshalle und restaurieren die Maschine in Zusammenarbeit mit dem Förderverein zur Erhaltung der Dampfmaschine in Freudenberg e. V. und der Stadt Freudenberg.
  • Die Freunde historischer Fahrzeuge Freudenberg e. V. werden die Speditionshalle so umbauen, dass sie als Museum für die Fahrzeuge und die Dampfmaschine betrieben werden kann.

Der Stadtdirektor verweist in diesem Gespräch auf die besondere Bedeutung dieser Fläche zur Ansiedlung von Wohnbebauung oder Gewerbebetrieben. Er ist aber auch bereit zu prüfen, ob grundsätzlich eine Förderung für den Bau einer Halle am jetzigen Standort der Dampfmaschine einschließlich der Ausstellung der Fahrzeuge möglich ist.

In den nächsten Wochen stellt sich heraus, dass nach Auskunft des Landeskonservators die Förderung einer Restaurierung der Maschine auch nach der Verlagerung zur Speditionshalle möglich ist.

Die Vorstände des Förderkreises und der Freunde historischer Fahrzeuge e. V. beraten am 09.04.1991 ein Zusammengehen der beiden Vereine, da die Interessen bezüglich der Dampfmaschine identisch sind. Doch auf Bitten der „Schrauber“ bleibt der Förderkreis bis zur Restaurierung der Maschine bestehen. Man verspricht sich davon eine breitere Streuung bei der Einwerbung von Spenden. Der Förderkreis beschließt auf diesem Hintergrund am 09.09.1991, sich auf die Spendenakquisition zu beschränken.

In der Mitgliederversammlung des Förderkreises am 01.12.1997 wird letztmalig ein neuer Vorstand gewählt:

Vorsitzender: Gerhard Kritzler, Stellvertreter: Friedhelm Geldsetzer, Schriftführer: Stadt Freudenberg, Stellvertreter: Hans Jürgen Klappert, Kassierer: Jürgen Sawahn
Stellvertreter: Karl Lobmeier, Projektleiter: Stephan Otterbach

Der Verein unterstützt in den Folgejahren finanziell die Restaurierung der Dampfmaschine und ihre Integration in das neue Technikmuseum. Nach weiteren Mitgliederversammlungen am 16.05.2000 und 20.03.2002 wird der Förderkreis zur Erhaltung der Dampfmaschine in Freudenberg durch Beschluss der Mitgliederversammlung vom 24.03.2003 wegen Erfüllung des Vereinszweckes aufgelöst. Vor der Auflösung des Förderkreises konnten Spenden und Vereinsbeiträge in Höhe von 10.000 Euro an die Freunde historischer Fahrzeuge e. V. übergeben werden.

Doch wie war es mit der Dampfmaschine in der Zwischenzeit weitergegangen?

Seit 1990 beschäftigt sich der Rat der Stadt Freudenberg mit der Neufassung des Bebauungsplanes an der Olper Straße ober- und unterhalb des Eicher Weihers. Im Bereich der Dampfmaschine wird zunächst eine Grünzone vorgeschlagen. Nach der Gründung des Vereins erhalten die Freunde historischer Fahrzeuge Freudenberg e. V. vom Rat das Signal, ein Finanzierungskonzept für die Verlagerung der Dampfmaschine zur Speditionshalle hin vorzulegen. Daraufhin erstellen die „Schrauber“ Pläne für ein Maschinenhaus neben der Halle. Sie sind inzwischen zu der Erkenntnis gekommen, dass die Speditionshalle für die Fahrzeuge und die Dampfmaschine zusammen zu klein ist.

Im Sommer 1994 gibt es einen Rückschlag! Die Stadt Freudenberg teilt den Freunden historischer Fahrzeuge Freudenberg e.V. mit, die Fa. ALDI wolle das Gelände kaufen, auf dem die Speditionshalle stehe. Damit werden alle Pläne des Vereins über den Haufen geworfen. Doch aufgrund des guten Willens aller Seiten kann mit den Verantwortlichen der Stadt Freudenberg eine Einigung dahin gehend getroffen werden, das Museum um die Dampfmaschine herum am heutigen Standort zu bauen.

Es werden verschiedene Raumkonzepte entwickelt und wieder verworfen. Letztlich entsteht das Museum in seiner heutigen Gestalt mit einem eigenen Maschinenhaus für die Dampfmaschine.

Die Maschine wird wieder fit gemacht.

Vier Jahre hatte die Dampfmaschine, nur notdürftig von einer zerrissenen Plane abgedeckt, in Wind und Wetter gestanden, bis schließlich die Holzhütte errichtet wird. Auch die folgenden 20 Jahre machen die Situation nicht viel besser. Die blanken Teile an der Maschine, der Stolz eines jeden Maschinisten, waren dick mit Rost überzogen und der Kolben war fest.

Nachdem der Rohbau des Maschinenhauses im entstehenden Technikmuseum ein Dach erhalten hatte, lösen die Vereinsmitglieder zunächst den Kolben und nehmen die Maschine soweit es geht auseinander. Dann kommt eine freudige Nachricht: die Stadt, der Landeskonservator und der Regierungspräsident stellen je ca. 20.000 DM für die Restaurierung zur Verfügung. Nun können die weiteren Arbeiten an Firmen vergeben werden. Besonders mühsam ist das Schleifen der vormals blanken Teile, wie z. B. Kolbenstange und Kreuzgelenk. Doch mit Hilfe von Diamantschleifbändern strahlt die Maschine heute wieder in ihrem alten Glanz.

Alle Beteiligten waren sich von vornherein darüber im Klaren: ein Antrieb mit Dampf kommt nicht mehr in Frage, denn der Dampfkessel und alle Zuleitungen sind nicht mehr vorhanden. Von der Überlegung, die Maschine mit Druckluft anzutreiben, wird abgesehen, nachdem den Vereinsmitgliedern bei einem Besuch der großen Dampfmaschine in dem Museum Zeche Hannover in Bochum der hohe Druckluftverbrauch der dortigen Maschine bekannt wurde. Letztlich entschied man sich für den Antrieb per Elektromotor. Er treibt eine Gummirolle an, die auf das große Schwungrad wirkt.

30 Jahre hat es von der Stilllegung der Dampfmaschine bis zu ihrem „Wiedererwachen“ gedauert. Viele Umwege wurden gegangen, manches Konzept verworfen. Nur die Beharrlichkeit einiger Freudenberger Bürger, die von dem Ziel überzeugt waren, hat letztlich zum allseits sichtbaren Erfolg geführt.